Auszüge aus: Ole Fischer – Skizze einer künstlerischen Entwicklung – Fortsetzung
Ole Fischer glaubte, das Psychische in Freud’s Theorien gefunden zu haben. Er dachte, dass die menschliche Psyche eine Vielzahl unterschiedliche Schichten enthält; eine jede mit verschiedenen Inhalten. Einige der tiefsten Schichten glaubte er, waren die Gewalt und die Sehnsucht nach dem Mythologie zu finden ist. …
„Die Illusion ist mehr als das Reale der Objekte“ betonte er oft. Objekte wie gebrochene geometrische ein offenes Viereck, Kurven, Knoten, Schleifen, Winkel, Körper, Gesichter oder ein Bürstenstrich, einer Geste tauchen alles simultan geschehend aus der Tiefe auf und verschwinden wieder. Eine Artikulation des Ephemeren.
Die Musik und dabei insbesondere den Jazz liebte Ole weil, wie er sagte, nur sie in der Lage ist, die künstlerische Wahrnehmung der Realität in ihrer Vielschichtigkeit darzustellen, zu fixieren und vor allem zu kommunizieren. Verschiedenes passiert in einem Werk, in einer Manifestation zugleich; eine Basslinie, eine Melodie, der Rhythmus, die Noten, die Akkorde, zuweilen Harmonie. Und diese Parallele zu seiner Kunst faszinierte und inspirierte ihn bei seiner Arbeit immer wieder aufs Neue. … Ole und ich ließen uns nach der Rückkehr nach Köln 1972 scheiden, behielten aber in den folgenden Jahren über Jessica einen freundschaftlichen Kontakt. Einige Jahre später begegnete Ole Jeannette Saibou einer Schulfreundin von Jessica, in die er sich verliebte. Er befreite sich daraufhin von allem Asiatischen und suchte nach neuen und komplexeren Lösungen, die Welt zu erklären. Die Zeit mit Jeannette brachte die „Saibou Paraphrasen“ hervor, eine der kreativsten und produktivsten Phasen in seiner Kunst. Ole war wirklich fasziniert von Jeannette’s „Erscheinung“ und wahrlich sie verkörperte, so laut eigenen Aussagen von Ole „die tiefe Gefahr, die vom Leben ausgeht“. Die Diskrepanz zwischen Schein und Realität, die Unberechenbarkeit, das Zerstörerische! … Was für mich aus diesem Rückblick hervorgeht, ist der Gedanke, dass ich Ole seit 1965 bis zu seinem Tod 2005 begleitet habe. Während seiner Zeit in New York, der wichtigsten und prägensten Periode in seinem künstlerischen Leben, waren wir verheiratet und hatten unser gemeinsames Kind Jessica.
Fusako Vonhoegen, Sasserath, April 2006