DER ORIGINALE KÜNSTLER VERLÄSST DAS BEKANNTE UND DAS KÖNNEN. ER STÖSST BIS ZUM NULLPUNKT VOR.Willi Baumeister
Wer Ole Fischers Gemälden zum ersten Mal begegnet, wird eine Weile benötigen, um sich in ihnen zu orientieren: Alle nur denkbaren Lineaturen steigen aus dem Bildgrund auf und brechen unvermittelt wieder ab, legen sich über hauchdünne Lagen aus Farben, die in ihrem Fluss unterbrochen werden von kryptischen, isolierten Hieroglyphen. In dieser exzessiven Bildfülle verschwindet der Künstler als Individuum; seine auktoriale Handschrift löst sich auf in der Vielfalt der Setzungen und gestischen Einträge ins Bildganze.
Ole Fischers Malerei schafft Bildkörper, die sich vermittels ihrer unausweichlichen Präsenz in den Umraum eintragen
und zugleich eine Spur ins Unbewusste legen. Das Augenfälligste dieser Malerei ist dabei der sichtbar gemachte Vollzug der malerischen Setzungen. Hier offenbart sich die physisch erfahrbare Präsenz einer malerischen Geste, die ausschließlich auf den abstrakten Rhythmus von Linien, Gittern und Punkten vertraut und darin ein komplexes bildnerisches Gewebe schafft, das sich durch
vielfältige Überlagerungen auszeichnet. Ole Fischer widmete sich zeitlebens der bildkünstlerischen Erforschung und dem Vorführen komplexer Mehrdeutigkeit, die – bis heute – ein hohes Maß an aktiver Entschlüsselungsleistung von ihrem Gegenüber einfordert. Dabei ermöglicht die vom Künstler perfektionierte Assemblagetechnik ein breites Spektrum gestischer Eingriffe und Prägungen der Oberfläche, die sowohl die illusionistische Dichte der Malerei als auch die Spontaneität des
zeichnerischen Prozesses umfasst. Diese Doppelstrategie ermöglicht eine grundlegende Erweiterung des klassischen Malereibegriffes vor dem Hintergrund einer über Jahre betriebenen Tätigkeit als Lithograf. Der Prozess des Ausgreifens sowohl ins Grafische als auch ins Gestische bestätigt bei aller immanenten Bildskepsis immer wieder aufs Neue die Existenz des Bildes. Die Oberfläche und Struktur des Bildes und seine spezifischen Begrenzungen bleiben dabei der Maßstab allen Tuns.
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